Richard Strauss: Serenade in Es-Dur op. 7 und Konzert für Oboe und kleines Orchester in D-Dur AV 144
Solist: Norbert Strobel
W.A. Mozart: Maurische Trauermusik, KV 477
W.A. Mozart: Sinfonie in Es-Dur, KV 543
Unsere Bläser und Bläserinnen haben in einem Workshop zusammengearbeitet; eine Werkstatt, deren Ergebnis Sie im Konzert hören werden, daher unser Titel, der sich allerdings explizit auch auf ein Werk R. Strauss’ bezieht und im weiteren Sinne auch auf den Werkstattgedanken des Freimaurerordens.
Aber ‘Fröhliche Werkstatt’ als Titel eines Konzertes und Mozarts Maurerische Trauermusik – wie geht das zusammen?
Das Jahr 1945: Auch die Welt eines Richard Strauss fiel in Schutt und Asche, seine Wirkungsstätten waren Ruinen: München, die Opernhäuser in Dresden, Berlin, Wien. Der achtzigjährige Komponist hatte sich seine Villa in Garmisch zurückgezogen. Seitdem er nicht mehr dirigierte, schrieb er Noten zum Zeitvertreib - Kammermusik, Bläserwerke, Bearbeitungen. Handgelenksübungen, wie er es nannte. Eine der zwei Sonatinen für Bläser trägt den Titel „Fröhliche Werkstatt“. Und er schrieb das wunderbare Oboenkonzert, das wir im Programm haben. Dass Strauss in der bedrückendsten Phase seines Lebens so ostentativ heitere und gelöste Musik schrieb, hat man als bewusste Abkehr von den Kriegsereignissen gewertet, man könnte auch von einer Rückbesinnung sprechen, denn Strauss hat die Liebe zum Bläserklang von seinem Vater geerbt, der ihn als Hornist des Münchner Opernorchesters auch in die klassische Serenadenliteratur für Bläser einführte. Schon als junger Komponist hatte er sich mit groß besetzten „Harmoniemusiken“ beschäftigt, wie seine Serenade op. 7 zeigt, als deren Vorbild die Gran Partita von Mozart gelten kann. In sein Verzeichnüß aller meiner Werke verfasst W.A. Mozart im Juli 1785 folgenden Eintrag: "Maurerische TrauerMusick beÿ dem Todfalle der Br[üder]: Meklenburg und Esterhazÿ“. Dass es sich bei der Trauermusik um ein freimaurerisches Werk handelt, zeigt ein Cantus firmus. Mozart notierte dieses Choralthema auf einem separaten Blatt, das auf die gregorianische Choralmelodie der Lamentationen des Jeremias zurückverweist: Die Thematik der Lamentationen, nämlich die Zerstörung des Jerusalemer Tempels wird im freimaurerischen Kontext symbolisch gleichgesetzt mit der Zerstörung des „leiblichen Tempels“ eines Freimaurers und dessen Erhebung in den Meistergrad. Nach dieser Deutung bestünde also ein direkter Bezug zwischen freimaurerischem Ritual und der Komposition.
Die Es-Dur Sinfonie hat Mozart zwischen Bittbriefen aus bitterer finanzieller Not an einen Logenbruder komponiert, er befand sich in einer Krise, die durch Geldsorgen und Depression gekennzeichnet war. Er schrieb 1788 innerhalb weniger Wochen seine drei letzten Sinfonien KV 543, KV 550 und KV 551. Bei der Sinfonie Es-Dur ist auffällig, dass keine Oboen besetzt sind. Wahrscheinlich ist die Sinfonie nie zu Mozarts Lebzeiten aufgeführt worden.
Peter Gülke hat auch für die späten Sinfonien Mozarts ebenfalls freimaurerische Bezüge nachgewiesen – der letzte Satz der Es-Dur Sinfonie ist ein durchaus fröhliches Stück - aber ist auch Probespielstelle für die hohen Streicher: Lifelong Learning in fröhlicher Werkstatt ist eben Musikeralltag!
Norbert Strobel
wurde 1968 in Brigachtal geboren. Er erhielt seinen ersten Oboenunterricht bei Manfred Klingler
an der Jugendmusikschule Trossingen. Ab 1988 studierte er an der
Musikhochschule in Frankfurt/Main bei Prof. Fabian Menzel, wo er als „Konzertsolist“ abschloss.
1992 wurde er Mitglied des renommierten Jugendorchesters der Europäischen Gemeinschaft
(ECYO). 1993 erhielt er sein erstes Engagement als Solooboist bei den Stuttgarter Philharmonikern.
Seit 1998 ist er Solooboist beim mdr Sinfonieorchester in Leipzig. Einige Jahre unterrichtete er an
der Musikhochschule Frankfurt/Main. Neben Orchesteraushilfen beim Sinfonieorchester des Bayerischen
Rundfunks, ndr, swr, sr und hr Sinfonieorchester, dem Gewandhausorchester zu
Leipzig, der Staatskapelle Berlin und der Bayerischen Staatsoper, tritt er regelmäßig mit großen
Orchestern als Solist auf. Er arbeitete mit Dirigenten wie Carlo Maria Giulini, Vladimir Ashkenazy,
Fabio Luisi, Herbert Blomstedt, Pierre Boulez, Klaus Mäkelä und Dennis Russel Davies zusammen.
Konzertreisen führten ihn u. a. nach USA, Russland, Japan, China, Brasilien, Argentinien und durch
Europa. Als Kammermusikpartner musizierte er mit dem Trio Chateau, den Wiener Streicher-
solisten (Mitglieder der Wiener Philharmoniker), sowie den Sächsischen und Berliner Bläser-
solisten.
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