2021 begehen wir den 100. Geburtstag von Sophie Scholl (* 9. Mai 1921). Werte wie Freiheit, Menschenwürde und Gerechtigkeit wurden als Vision für eine bessere Welt in der Familie hoch geschätzt. Der Vater war liberal und weltoffen. Sophie Scholl war sehr sportlicher Typ, auf einem Foto sieht man sie mit Kurzhaarschnitt mit fast jungenhaften Zügen auf Bäume klettern. Zunächst sie eher stille Beobachterin der Widerstandsaktivitäten ihres Bruders und seiner Freunde. Am 25. 1. 1943 macht sie mit einer riskanten Einzelaktion den Anfang der Widerstandsaktionen. Sophie Scholl schmuggelt 2000 Flugblätter von München nach Ulm.
Sophie war sprachlich begabt und sie konnte vorzüglich zeichnen. Und Sophie Scholl liebte klassische Musik. In ihren Tagebuchaufzeichnungen und Briefen ist immer auch viel von Musik die Rede. Es ist vor allem die Musik Bachs, aber auch die der Wiener Klassik und Schubert. Das heimliche Orgelspiel mit einer Freundin in der nahen Kirche bei ihrem Reichsarbeitsdienst in Krauchenwies gab ihr Halt. Es ist anzunehmen, dass sich ihr Musikgeschmack ohne die Reglementierung der Nationalsozialisten anders entwickelt hätte. Denn für zeitgenössische Musik war in der Nazi-Diktatur kein Platz. Die Zeit zwischen den Weltkriegen war eine der aufregendsten in der Musikgeschichte. In diesen Jahren zählte Erwin Schulhoff zu den führenden Vertretern der tschechischen Avantgarde.
Ebenfalls vor 100 Jahren fand erstmals eines der heute bedeutendsten Festivals für neue Musik in unserer Nachbarstadt Donaueschingen statt, in der wir jährlich mit unserem Neujahrskonzert gerne zu Gast sind. Die Musiktage wurden 1921 als „Donaueschinger Kammermusikaufführungen zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“ gegründet und sind das älteste Festival für Neue Musik weltweit. Im Oktober 1941 erhielt Sophie Scholl eine Anstellung im NSV-Kinderhort in Blumberg bei Donaueschingen. Längst war unter der künstlerischen Leitung von Hugo Hermann die Gleichschaltung des Musikfestes erfolgt. Titel der Festivals lauten nun „Donaueschinger Musikfeiern“, „Alte und neue Kammermusik aus dem schwäbisch-alemannischen Raum“ und „Oberrheinisches Musikfest“.
1941 wurde Schulhoff in Prag interniert und in das Lager für Bürger anderer Staaten bei Weißenburg/Bayern deportiert, wo er am 18. August 1942 an Tuberkulose starb. Schulhoffs Suite für Kammerorchester, genau vor 100 Jahren 1921 geschrieben, zeigt, dass neue Musik der damaligen Zeit alles andere als verkopft sein musste.
Die Machtergreifung der NSDAP teilt Wilhelm Grosz’ öffentliches Schaffen vermeintlich in zwei sehr verschiedene Perioden: eine „ernste“ mit Kompositionen für den Konzertsaal und eine zweite, in der er hauptsächlich unter Pseudonym Unterhaltungsmusik schrieb. Zu Baby in der Bar, einem sogenannten "Tanzspiel", 1928 in Hannover uraufgeführt, schrieb der berühmte Filmtheoretiker und -kritiker Béla Balasz den Text. Grosz gelingt eine eindrucksvolle Synthese aus europäischer Kunstmusik und zeitgenössischen Jazz-Elementen. 1933 verlor er als Jude seine Anstellung in Berlin und verließ ein Jahr später mit seiner Familie auch seine Heimatstadt Wien mit dem Ziel London. Bald landete er mit Isle of Capri einen großen Erfolg. Später folgte Red Sails in the Sunset, das noch die Beatles 1962 im Hamburger Star Club spielten.
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