Ioana Goicea, Violine
Danko Drusko, Leitung
Luigi Cherubini: Ouvertüre zu Démophon
(1760-1842)
Ludwig van Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61
(1770-1827)
Georges Bizet: Sinfonie Nr. 1 C-Dur
(1838-1875)
Beethovens Blick, schon in seiner Bonner Zeit, ging über den Rhein Richtung Frankreich. Die Ideen der französischen Revolution begeisterten ihn bekanntlich. Aber auch musikalisch gab es Anknüpfungspunkte: „Ich bin entzückt, so oft ich ein neues Werk von Ihnen vernehme und nehme größeren Anteil daran als an meinen eigenen. Kurz, ich ehre und liebe Sie“: So schreibt Beethoven über seinen Kollegen Luigi Cherubini, der seit Ende der 1780er Jahre in Paris einer der führenden Opernkomponisten war. Sein erstes Werk war die Oper Démophon, die 1788 uraufgeführt worden ist. Seine Oper Faniska wurde für das Theater an der Wien geschrieben und begeistert von Beethoven und anderen Wienern aufgenommen. Von dieser Oper fertigte Franz Clement, seit 1802 Orchesterdirektor (Konzertmeister) am Theater an der Wien einen Klavierauszug (aus dem Gedächtnis, wie es heißt).
Wien, 23. Dezember 1806: Der Saal des Theaters an der Wien ist bis auf den letzten Platz gefüllt.. Wenn der Geigenvirtuose und Orchesterdirektor Franz Clement seine Musikalische Akademie veranstaltet, darf man sich das als Wiener eben nicht entgehen lassen. Und Ludwig van Beethoven hat sein Violinkonzert soeben fertiggeschrieben, viel Zeit zum Üben für den Solisten war nicht. Der 26-jährige Clement Clement ist hochkonzentriert. Der Solopart ist gespickt mit kniffligen virtuosen Passagen. Trotzdem spürt der Geiger, wie das Publikum immer unruhiger wird. Kein Wunder, der erste Satz dauert ja schon knapp 25 Minuten, viel länger als ein übliches ganzes Violinkonzert. Clement beschließt, die Zuhörer mit einer kleinen Einlage wieder wachzurütteln. Nach dem ersten Satz dreht er seine Geige einfach mit den Saiten nach unten und improvisiert eine Kadenz. Das Publikum ist schwer beeindruckt, das Konzert ist gerettet.
Beethovens Violinkonzert wird zunächst kein Publikumserfolg. Nach der Uraufführung ist in der Presse zu lesen: "Über Beethovens Concert ist das Urtheil von Kennern ungeteilt, es gesteht demselben manche Schönheit zu, bekennt aber, daß der Zusammenhang oft ganz zerrissen scheine, und daß die unendlichen Wiederholungen einiger gemeinen Stellen leicht ermüden könnten." So kam es, dass Beethovens einziges Violinkonzert in den Folgejahren kaum aufgeführt wurde. Erst 1844 schaffte das Konzert den Durchbruch. In London, mit Joseph Joachim an der Geige und Felix Mendelssohn-Bartholdy als Dirigent.
Wie Beethoven wählte Georges Bizet die Tonart C-Dur für seine geniale 1. Sinfonie, die er bereits mit 18 Jahren vollendete. Neben den großen Vorbildern der Wiener Klassik gibt es Anklänge an Mendelssohn und auch Gioacchino Rossini. Die Sicherheit der Form und der Instrumentation ist bereits meisterhaft. Es ist seine Symphonie classique, die nichts von ihrer Frische verloren hat.
Die Geschichte von Georges Bizets C-Dur-Symphonie ist eigenartig. Da bringt jemand mit nur 17 Jahren in einem Mozart-gleichen jugendlichen Schaffensrausch eine formvollendete Symphonie zu Papier, zeigt sie aber niemandem und erzählt noch nicht einmal seinen Lehrern davon. Mehr noch: Es bleibt Zeit seines (kurzen) Lebens das einzige Werk dieser Gattung und es braucht geschlagene acht Jahrzehnte, bis die Uraufführung 1935 (!) stattfindet.
Der Student orientierte sich 1855 an dem klassischen Dreigestirn Haydn, Mozart und Beethoven aber auch an Charles Gounod, dessen D-Dur-Symphonie er kurz zuvor für Klavier umgearbeitet hatte. Der mustergültig geformte erste Satz legt – wenn auch bereits einzelne kleine Merkmale seiner späteren Arbeiten zu erkennen sind – Zeugnis seiner Studien ab. Doch das Adagio an zweiter Stelle hat einen ganz eigenen Ton. Die Oboe präsentiert das Hauptthema, das unter anderem auch in seiner Oper »Die Perlenfischer« auftaucht. Ein sauber gearbeitetes Fugato fügt sich bestens ein.
Es folgt ein von einer frischen G-Dur-Fanfare geprägtes Scherzo, das wie nebenbei auch einem ausdrucksvollen warmen Streicherthema Platz bietet. Das Finale lässt noch einmal aufhorchen: Erinnern die beiden Themen nicht an »Carmen«? Der Eindruck trügt nicht. Während das eine den Stierkampf vorwegnimmt, weist das zweite auf den Auftritt der Kinder in dieser überaus bekannten Oper voraus. Freilich nimmt die Symphonie anders als die Oper ein glückliches Ende: elegant, charmant und für einen 17-Jährigen maßlos selbstbewusst.
Danko Druško
ist ein gefragter Dirigent und Pädagoge mit Sitz in Kalifornien. Druško wurde als Sohn kroatischer Eltern in Deutschland geboren und stammt aus bescheidenen Verhältnissen von Einwanderereltern.
Danko Druško ist ein häufiger Cover-Dirigent für das Los Angeles Philharmonic Orchestra in der Walt Disney Hall und in der Hollywood Bowl. Er hat mit Solist:innen wie Alison Balsom, Nicola Benedetti, Jean-Yves Thibaudet und Dirigent:innen wie Simone Young, Philippe Jordan und Gustavo Dudamel zusammengearbeitet.
Druško hat Berufs-, Universitäts- und Jugendorchester sowie Chöre in ganz Europa und Nordamerika dirigiert. Druško mit der in LA lebenden Künstlerin Frances Stark und dem Musikproduzenten HB Barnum zusammen, um eine pädagogische Fassung der Oper „Die Zauberflöte“ zu schaffen. Er orchestrierte die gesamte Oper für junge Bläsersolisten und Streichorchester neu und leitete die Aufnahme des Projektes.
Druško studierte Orchester- und Operndirigieren an der Indiana University, erhielt seinen Master-Abschluss in Orchesterdirigieren an der Eastman School of Music in Rochester. An der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen studierte er Musikpädagogik und an der Uniiversität Konstanz Englische Literatur und Linguistik.
Druško ist ein begeisterter Naturliebhaber und findet Inspiration für seine Musik in der Natur. Derzeit lebt er mit seiner Frau, der Cellistin Ameena Khawaja und ihrem zweijährigen Sohn im Monterey County.
Durch seine Zeit in Trossingen kennt er die Region und war er sofort bereit, das Gastdirigat zu übernehmen, auch weil er so seine in der Nähe lebenden Eltern wieder besuchen kann.
Ioana Goicea
gehört zu den herausragenden Geigerinnen der jüngeren Generation. 2017 gewann sie den ersten Preis der Michael Hill Violin Competition in Neuseeland. 2018 wurde sie erste Preisträgerin des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn und Preisträgerin des Internationalen Indianapolis Violinwettbewerbs in den USA. 2019 wurde sie Preisträgerin des Königin-Elisabeth-Wettbewerbs in Brüssel. Sie gastierte in renommierten Konzerthäusern und bei Festivals in Europa, Asien, Amerika, Neuseeland und Australien.
Ioana Cristina Goicea wurde 1992 in Bukarest, Rumänien, in eine Musikerfamilie geboren. Sie studierte unter anderem in Hannover, seit war Stipendiatin der Gundlach-Stiftung, Hannover. Sie spielt eine Geige von J. B. Vuillaume, eine Leihgabe eines großzügigen Privatspenders, sowie eine moderne Geige von Jürgen Manthey (Leipizig, 2021).
Ioana Cristina Goicea lebt in Wien wo sie seit 2020 eine Violinprofessur an der Universität für Musik und darstellende Kunst innehat.
Sie hat das Publikum im Franziskaner 2022 beim Sommerkonzert mit dem Violinkonzert von Tschaikowsky begeistert und wir freuen uns über ihre erneute Zusage mit uns zu konzertieren.
Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen e.V.
Haus der Musik I Klosterring 1
78050 Villingen- Schwenningen
+49 (0) 7721 / 9934-03 I sinfonieorchester.vs@t-online.de