Die Neujahrskonzerte 2022 sind der glanzvolle Auftakt für das große Stadtjubiläum „50 Jahre Villingen-Schwenningen“. 1972 sind die früher eigenständigen Städte Villingen und Schwenningen zur Doppelstadt vereint worden. So hat Chefdirigent Achim Fiedler passenderweise das Motto „Hand in Hand“ gewählt. Das ist der ursprüngliche Titel des berühmten Kaiserwalzers von Johann Strauss (Sohn), den er für die Eröffnung des Berliner Konzertsaals Königsbau komponiert hat. Der Titel sollte die politische Verbundenheit des preußischen und des österreichischen Herrscherhauses zum Ausdruck bringen. Heute soll er die Verbundenheit Villingen-Schwenningens symbolisieren. Eigens für das Stadtjubiläum hat der Ehrendirigent des Orchesters, Jörg Iwer, eine Fanfare komponiert, die zu Beginn erklingt. Bereits 2017, als Schwenningen, Tannheim und Villingen die urkundliche Ersterwähnung vor 1200 Jahren feierten, hat Jörg Iwer sowohl eine Fanfare als auch eine Festouvertüre komponiert.

Das Programm der Neujahrskonzerte ist geprägt von Werken, die einen Bezug zu Ungarn haben oder als ungarische Volksmusik, gemeinhin als „Zigeunermusik“ bekannt, Einzug hielten in die europäische Kunstmusik (der Begriff Zigeuner wird hier beibehalten, da es sich um einen historischen Kontext handelt). Johann Strauß entstammte väterlicherseits einer jüdischen Familie, die aus Ungarn zugezogen war. Im März 1869 konzertierten reisten die Brüder Johann, Josef und Eduard Strauß in die erst ab dem Jahre 1872 zu Budapest vereinigte Doppelstadt an den beiden Ufern der Donau. Auch hier ein Bezug zur Doppelstadt VS.

Bei dieser Gelegenheit präsentierte Johann Strauß eine neue Schnellpolka mit dem Titel Éljen a Magyàr. Der Komponist hat nicht nur mit dem Titel seinen Gastgebern gehuldigt, sondern kurz vor Schluss des rasanten Werkes auch ein kurzes aber vernehmliches Zitat des Ràkòczi-Marsches eingebaut, der in Ungarn seit langer Zeit jene Rolle gespielt hat, wie der Radetzky-Marsch in Wien oder die Marseillaise in Paris. Das war ziemlich gewagt – aber darum hat sich Strauß nicht allzu sehr gekümmert. Schon zuvor hat er Sympathie für die Aufstandsbewegung des Jahres 1848 gezeigt und einige Werke komponiert – z. B. den Freiheitslieder-Walzer und den Revolutionsmarsch mit denen er bei Hof - vorübergehend - in Ungnade fiel.

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