Als Biedermeier wird die Zeitspanne vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 in den Ländern des Deutschen Bundes bezeichnet. Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich auf die in dieser Zeit entstehende eigene Kultur und Kunst des Bürgertums, Innenarchitektur und Kleidermode, aber auch auf die Literatur und die aufblühende Hausmusik der Zeit.
Der Begriff Italianità kam während des 19. Jahrhunderts im Zuge des Risorgimento auf, in dem sehr verschiedene politische und soziale Bewegungen seit dem Wiener Kongress von 1814/15 die Vereinigung der zahlreichen italienischen Fürstentümer und Regionen in einen unabhängigen Nationalstaat Italien anstrebten. Er ist heute bei uns ganz allgemein Ausdruck italienischer Lebensart und Lebensfreude, des Dolce Vita.
Beide Begriffe prägen dieses Konzertprogramm. Als typisch für den Biedermeier gilt die Flucht ins Idyll und ins Private. Dass in dieser Zeit großartige Musik entstanden ist, die man heute jedoch leider kaum mehr kennt, ist bedauerlich. Es gibt viel zu entdecken von Komponisten, deren Biographien sich wie Romane lesen, wie Heinrich Baermann, Peter Joseph von Lindpaintner oder auch Carl Maria von Weber.
Carl Maria von Weber wurde siebzehnjährig und ohne Erfahrung Kapellmeister am Theater in Breslau. Er erwarb sich durch ernsthafte Probenarbeit große Anerkennung. Die Breslauer Erfahrungen wurden das Fundament für Webers spätere Arbeit als Kapellmeister in Prag und Dresden und begründeten seinen Ruf als Dirigent. Danach lebte er als Gast des preußischen Generals Herzog Eugen von Württemberg auf dessen kleinem Schloss in Carlsruhe bei Oppeln/Schlesien. Später nahm er eine Anstellung in Stuttgart an, allerdings nicht als Musiker sondern als Sekretär am Hofe König Friedrichs. Weber wurde durch seinen Dienstherrn in eine Stuttgarter Korruptionsaffäre hineingezogen, so dass er nun selbst hochverschuldet – zusammen mit seinem Vater Anfang 1810 aus Württemberg ausgewiesen wurde. Er wirkte daraufhin zunächst in Mannheim als freischaffender Pianist, Dirigent und Komponist, später auch in Frankfurt und in München, wo er den Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann kennenlernte, der ihn zu wichtigen Werken für dieses Instrument inspirierte.
Heinrich Baermann war der bedeutendste Klarinettist seiner Zeit, er war Sohn eines Militärmusikers. Zahlreiche Konzertreisen führten ihn durch ganz Europa, seine technische Brillanz verhalfen ihm auch zu internationalem Ruhm. Die Begegnung und Freundschaft mit Carl Maria von Weber wurde für den Künstler zu einer Zeit der Inspiration. Baermann hat zahlreiche Klarinettenkompositionen veröffentlicht.
Peter Joseph von Lindpaintner (1791 bis 1856) war ein deutscher Komponist und Dirigent. Lindpaintner wirkte von 1812 bis 1819 als Musikdirektor am damals neu gegründeten Isartortheater in München. Danach war er bis zu seinem Tode Hofkapellmeister in Stuttgart. Das Stuttgarter Opernorchester wurde in den Jahren seiner Leitung zu einem der wichtigsten Opernorchester in Deutschland.
Franz Schubert schrieb seine 3. Sinfonie zwischen dem 24. Mai und dem 19. Juli 1815, also zwei Monate nachdem er die vorhergehende Sinfonie Nr. 2 vollendet hatte. Eine Unterbrechung wurde wahrscheinlich durch einen Mangel an Notenpapier ausgelöst. Die reine Kompositionszeit für beläuft sich auf nur neun Tage.
Mit majestätischer Grandezza scheint sich zu Beginn der dritten Symphonie langsam der Bühnenvorhang zu öffnen. Noch ist nicht klar, welche Art Schauspiel den Zuhörer erwartet. Drama oder Komödie? Mit den ersten Klarinettentönen zeigt sich: Hier folgt ein heiteres und unterhaltsames Stück. Ein wichtiger Einfluss ist hier zu verzeichnen und bringt frischen Wind in die Biedermeierlichkeit: Rossini. Haben die beiden sich jemals getroffen? Der Wiener Franz Schubert und der Italiener Gioacchino Rossini hatten nicht viel Zeit und Gelegenheit, zusammenzuarbeiten.
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