Antonín Dvořák Cellokonzert h-Moll op. 104
Solist: Philipp Schupelius
Joseph Joachim Elegische Ouvertüre „In Memoriam Heinrich von Kleist“ op. 13
Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur op.90
Joseph Joachim blieb der Nachwelt vor allem als bedeutender Geiger und Pädagoge im Gedächtnis, der den Violinkonzerten Beethovens und Mendelssohns nachhaltigen Erfolg bescherte und später maßgeblich an der Entstehung der Violinkonzerte von Max Bruch und Brahms beteiligt war. Sein kompositorisches Schaffen ist allerdings heute weitgehend vergessen, obwohl sich keine Geringeren als Schumann und Brahms stets bewundernd über Joachims Werke geäußert hatten. „So gewaltig hat wohl noch niemand Beethovens Feder geführt“, begeisterte sich Brahms über die Ouvertüren seines Freundes, die Brahms höchstpersönlich für Klavier bearbeitete.
Joachim erwähnte Kleists Werke mehrfach in seinen Briefen und empfahl sie seinen Freunden, denen er Passagen daraus zitierte. Vermutlich faszinierte ihm das Irrationale, die unkontrollierbare Leidenschaft der Charaktere der Kleist’schen Dramen, die sich in die abrupt wechselnden Stimmungen der Ouvertüre musikalisch widerspiegelt. Zum Zeitpunkt der Komposition seiner Kleist-Ouvertüre war Joachim mit der Tochter Bettina von Arnims, Gisela von Arnim, befreundet. Obwohl Gisela sich nicht für Joachim entscheiden konnte und 1859 Herman Grimm heiratete, blieb sie für Joachim eine seiner wichtigsten Inspirationsquellen und Briefpartnerin.
In der Kleist-Ouvertüre benutzt Joachim ein Motiv, welches den Namen seiner Geliebten Gisela in den Tönen Gis, E und A (italienisch La) beschreibt. Tonbuchstaben als Chiffre verwenden beide Freunde: Joachims Motto "Frei Aber Einsam" hat Brahms abgewandelt in "Frei Aber Froh" zum Motto seiner 3. Sinfonie gemacht.
Bereits bei der Premiere von Johannes Brahms‘ 3. Sinfonie 1883 im Wiener Musikvereinssaal waren Publikum und Freunde schlichtweg von ihr begeistert. Die "Neue" erschloss sich beim ersten Anhören, war eingängig und von großer Emotionalität. Ihr vielseitiger Charakter ließ Raum für ganz verschiedene Interpretationen. Clara Schumann erschienen die ersten beiden Sinfoniesätze "von Anfang bis Ende umfangen von dem geheimnisvollen Zauber des Waldlebens" und zog eine Parallele zu Beethovens 6. Sinfonie, der "Pastorale". Über die Entstehungsumstände der 3. Sinfonie ist nur bekannt, dass sie von Brahms im Sommer 1883 in Wiesbaden vollendet wurde. Nach ihrer erfolgreichen Uraufführung in Wien erklang das Werk im Folgejahr in verschiedenen deutschen Städten, darunter auch in Köln und Düsseldorf.
Auf Drängen von Johannes Brahms bekam Antonin Dvořák ein Stipendium des Wiener Schulministeriums für „junge mittellose talentierte Künstler“ zugesprochen. Das Stipendium ermöglichte es ihm, sich ganz auf das Komponieren zu konzentrieren, nachdem er vorher lange Zeit als Musiklehrer, Aushilfsorganist und Orchesterbratscher seinen Lebensunterhalt verdient hatte. Im zweiten Satz seines Cellokonzertes zitiert Dvořák eigenes Lied „Lasst mich allein in meinen Träumen gehn“, das Lieblingslied seiner Schwägerin Josefina Cermáková, von deren schwerer Erkrankung er zum Zeitpunkt der Komposition erfährt. Josefina Cermáková ist als junge Frau seine Klavierschülerin gewesen und Dvořák verliebt sich in sie. Sie lehnt seinen Heiratsantrag allerdings ab, woraufhin Dvořák ihre Schwester Anna heiratet. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Europa im April 1895 verstirbt Josefina Cermáková; daraufhin ändert Dvořák den Schluss des Konzerts, fügt ca. 60 Takte hinzu, in denen er abermals das Lied wie eine verhüllte Erinnerung zitiert.
Philipp Schupelius
ist ein vielfach ausgezeichneter Cellist und begeisterte sein Publikum als Solist und Kammermusiker bereits auf zahlreichen europäischen Bühnen. Derzeit studiert er an der Kronberg Academy in der Klasse von Wolfgang Emanuel Schmidt. Das Studium wird ermöglicht durch das Sodalitas-Patronat. Im August 2023 gewann Philipp Schupelius den renommierten Deutschen Musikwettbewerb in Bonn. Weitere Highlights des Jahres 2023 waren die Aufführung des ungewöhnlichen Werks „Fire and Water“ des chinesischen Komponisten Tan Dun mit der Thüringer Philharmonie, mehrere Konzerte beim Festival Radio France in und um Montpellier und das Gedenkkonzert am 50. Todestag Pablo Casals‘ im Beethovenhaus, Bonn. Im Herbst 2023 ist er erstmals Gast der London Cello Society. Seine im Beethoven Haus in Bonn aufgenommene Debut-CD: „Pau! A Tribute to Casals“ erscheint im September 2023 erscheinen.
2003 in Berlin geboren erhielt Philipp seinen ersten Cellounterricht mit acht Jahren. 2017 debütierte er mit Tschaikowskys Rokoko Variationen und den Bergischen Symphonikern, das Konzert wurde vom WDR übertragen. Seitdem trat Philipp solistisch und als Kammermusiker auf zahlreichen europäischen Bühnen auf, so spielte er das Cellokonzert von Edward Elgar mit den Stuttgarter Symphonikern in Rutesheim und im großen Saal der Berliner Philharmonie, das C-Dur-Konzert von Haydn u.a. im Casals Forum in Kronberg und in der Grazer Oper. Mit Daniel Hope (Violine) und Philip Dukes (Viola) spielte er u.a. in der Frauenkirche, Dresden, und im Beethovenhaus, Bonn, und beim Schleswig-Holstein-Musikfestival. 2022 spielte Philipp erstmals ein Rezital in der Carnegie Hall in New York.
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