Heiter-beschwingte Musik von Johann Strauß, Paul Lincke, Ernest Tompa, Emmerich Kalman, John Philip Sousa, George Gershwin, Maurice Ravel und Jacques Offenbach.
Die Welt der Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ein Ort lebendiger Experimente, internationaler Einflüsse und großer Persönlichkeiten. Zwischen Berliner Operette, amerikanischem Marsch und den ersten modernen Tänzen entstanden Werke, die nicht nur unterhalten, sondern auch das Lebensgefühl einer ganzen Epoche eingefangen haben. Und so begeben wir uns bei den Neujahrskonzerten auf das internationale Parkett und kombinieren den Wiener Walzer mit Rhythmen der Großstädte und Melodien aus den Metropolen.
Inmitten der aufblühenden Berliner Kulturszene trat Paul Lincke als prägende Figur hervor. Mit seiner Operette Frau Luna brachte er nicht nur Witz, sondern auch den unverkennbaren Rhythmus Berlins auf die Bühne. Für Lincke war Musik Ausdruck von Unternehmungsgeist – lebendig, frech, charmant.
In Ernst Lubitschs 1919 erstmals aufgeführte Filmkomödie “Die Austernprinzessin“ bricht im Verlauf der Handlung eine „Foxtrott-Epidemie“ aus, der sich niemand entziehen kann. Im gleichen Jahr erschien Mariposa, auch unter dem Namen „der Genfer Fox-Trot“ bekannt. Der laut Verlagsanzeige „neuerdings modernste Salontanz“, von Carl Elias Mieses unter dem Pseudonym Ernest Tompa komponiert, erfreute sich „in Kreisen der Herren Kapellmeister sowie in den Tanzinstituten“ derart lebhafter Nachfrage, dass sogar der berühmte Marek Weber mit seiner “Künstler-Hauskapelle vom Hôtel Esplanade Berlin” diesen Foxtrott einspielte.
Währenddessen führte der Lebensweg des ungarischen Emmerich Kálmán von der Universität in Budapest auf die Bühnen Wiens. Mit Werken wie Die Csárdásfürstin oder Gräfin Mariza feierte er in ganz Europa Erfolge, bis er wegen seiner jüdischen Abstammung 1938 aus Österreich fliehen musste. Seine Musik reiste aber weiter, über den Atlantik, wo sie auf große Begeisterung traf.
George Gershwin, der New Yorker mit dem einzigartigen Gespür für Klang und Rhythmus, schrieb Musik, die Grenzen überwand. Nach dem Erfolg seiner Rhapsody in Blue widmete er sich einem neuen Klavierzyklus, The Melting Pot, der jedoch unvollendet blieb. Dennoch ließ er 1926 erste Stücke daraus erklingen – selbst gespielt, mit der Eleganz eines Pioniers am Klavier, und später hat er drei dieser Stücke veröffentlicht. Die Three Preludes gehören zu den persönlichsten Werken Gershwins.
Keine zwei Jahre später komponiert Maurice Ravel seinen Bolero, oder wie Ravel zu seinem Komponistenkollegen Honegger gesagt haben soll: „Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik.“ Wie dem auch sei, das Werk ist in seiner Monotonie mit seinen 18 Wiederholungen eines Melodienpaars über einen durchgehenden Rhythmus der kleinen Trommel ein Kuriosum, dessen Faszination durch die graduelle Steigerung von Instrumentation und Dynamik bis heute ungebrochen ist.
Und dann war da noch Philip Sousa, Amerikas „Marschkönig“. Wo Johann Strauss mit Walzern verzauberte, ließ Sousa die Trompeten schmettern – doch auch er komponierte Operetten und Walzer, bereiste mit seinem eigenen Orchester Europa und ließ die Wiener aufhorchen. Seine musikalische Ausbildung war ungewöhnlich tiefgründig für die Vereinigten Staaten jener Zeit – ein Zeichen dafür, dass auch jenseits des Atlantiks große Musik entstand.
Musik des Walzerkönigs darf bei einem Neujahrskonzert nicht fehlen – für seine Heimatstadt Wien komponierte Johann Strauß den Walzer Wien, mein Sinn, der uns nach einer musikalischen Reise durch die Metropolen wieder in Wien in Empfang nimmt.
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